Neue OZ: Kommentar zu CDU/Wahlen

Die CDU-Großbaustelle

Bremen, Frankfurt, Stuttgart – landauf, landab hat die Union in
den Großstädten gefährlich an Boden verloren. Die Verantwortung dafür
trägt auch Kanzlerin Angela Merkel. Sie hat das konservative
Fundament der CDU zwar in atemberaubendem Tempo kernsaniert, aber
dennoch die CDU nicht ausreichend auf die Großstadtkompetenz
getrimmt.

Die Position in der Familienpolitik? Geändert. Die Haltung bei der
Wehrpflicht? Umgekrempelt. Die Einstellung zur Atompolitik? Eine
glatte Rolle rückwärts. Und trotzdem ist die Partei eine Baustelle.
Noch immer debattieren beispielsweise die Traditionalisten
leidenschaftlich mit der Parteiführung, um das Betreuungsgeld für
Eltern durchzusetzen. Und diese Gralshüter darf Merkel nicht so
schnell verprellen.

Dass die CDU-Chefin den Konservativen dennoch so viel zumutet,
liegt an ihrem Machtkalkül: Insgesamt schwinden die treuen
Stammwählerschaften. Gleichzeitig lebt jeder zweite Deutsche in einem
städtischen Umfeld statt auf dem Land, wo traditionell die CDU
gewählt wird. Diese Tendenz macht der Union zu schaffen.
Meinungsforscher wissen, dass unter den Erstwählern inzwischen nur
gut zehn Prozent ihr Kreuz bei der CDU machen wollen – und fast
dreimal so viele bei den Grünen.

Inhaltlich zu sehr in den Gefilden der einstigen Öko-Partei zu
wildern wird der CDU aber auch wenig bringen. Denn im Zweifel dürften
die Bürger eher das Original wählen als die Kopie.

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