Neue OZ: Kommentar zu CSU-Parteitag

CSU traut sich nicht

Die CSU liebt Rebellen, aber sie wählt sie nicht. Auf dem
Nürnberger Parteitag sind die Weiß-Blauen aus dem Rausch erwacht, in
den sie sich selbst versetzten. Die Kandidatur von Peter Gauweiler,
des Zöglings von Übervater Franz-Josef Strauß, hat bei den nach altem
Glanz lechzenden Christsozialen für kurze Zeit Sehnsüchte und
Hoffnungen geweckt. Als es jetzt zum Schwur kam, trauten sie sich
nicht.

Die CSU ging auf Nummer sicher und wählte Gauweiler nicht – weil
sie zu schwach ist, neben dem schillernden Chef und Einzelgänger
Seehofer als dessen Vize einen zweiten Unberechenbaren zu tragen.
Fast 60-jährige Regierungszeit hat die Partei ausgelaugt. Sie muss
bei der Bayernwahl 2013 die letzten Energien zusammenkratzen, um
gegen einen aussichtsreichen SPD-Gegner zu bestehen. Da sind
Rückenwind aus Berlin und das kaum verhüllte Versprechen schöner
neuer Straßen ein vernünftiger Grund, Verkehrsminister Peter Ramsauer
als Parteivize zu behalten.

Auch wenn Altmeister Seehofer alle rhetorischen Register zog und
für seine fast zweistündige Rede zum Wiederaufbau früheren Stolzes
Applaus erhielt – gemocht wird er nicht. Sonst würde die CSU nicht
immer gleich neuen Hoffnungsträgern hinterher rennen und ganz normale
Stellvertreter-Wahlen zur Machtprobe aufzubauschen.

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