Neue OZ: Kommentar zu Demonstrationen / Ostermärsche / Atom

Die belebte Bewegung

Während der Konsumrausch nun auch das Osterfest voll erfasst und
Spielzeugproduzenten sich die Hände über das „kleine Weihnachten“
reiben, während sechs von zehn Deutschen nichts mehr von der
Auferstehung Christi wissen wollen und lieber grillen oder dösen,
erfahren die fußlahmen Ostermarschierer unverhoffte Wiederbelebung.

Was 1958 in London als Friedensbewegung und Reaktion auf die
unseligen Bomben von Hiroshima und Nagasaki begann, könnte im Jahr 25
nach Tschernobyl und unter dem frischen Schock der Reaktorschmelzen
in Fukushima zu einer Massenbewegung werden. Dem kann sich die
Politik kaum entziehen. Und dies auf internationaler Ebene: Auf elf
Rheinbrücken schließen sich deutsche, schweizerische und französische
Kernkraftgegner zu Protesten zusammen. Jene, die von „German Angst“
sprechen, sind damit widerlegt.

Höhepunkte erlebten die Ostermarschierer in den Zeiten der
Anti-Atomkraft-Bewegung in den Siebziger- und Achtzigerjahren und im
Zusammenhang mit der Debatte über die NATO-Nachrüstung. Der
Libyenkrieg wird jetzt auch ein Thema sein, ein
Mobilisierungspotenzial wie Golf- und Irakkrieg hat das Engagement
der NATO in Nordafrika aber offenbar nicht. Die Friedensbewegten
werden es bedauern, aber unter den starken Schwingen der
Anti-Atom-Koalition können auch sie profitieren.

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