Neue OZ: Kommentar zu Inklusion

Am Geld sollte es nicht scheitern

Die Vorbehalte gegen Inklusion in Deutschland sind enorm. Der
gemeinsame Unterricht behinderter und nicht behinderter Kinder
widerspricht der vertrauten Praxis zutiefst, so sehr hat sich die
Förderschule im Lauf der Jahre hierzulande etabliert. Eltern nicht
behinderter Kinder fürchten, die behinderten Schüler könnten die
Leistung ihrer Zöglinge herunterziehen; Eltern von Förderschülern
sorgen sich, ihre Kinder könnten an der Regelschule nicht ausreichend
gefördert werden.

Tatsächlich hätten beide Seiten recht – wenn bei der Inklusion
gespart wird. Denn deren Gelingen steht und fällt mit den Ressourcen:
qualifizierte Lehrer, geeignete Räume, angemessene Ausstattung. Das
kann es nicht zum Nulltarif geben, doch ob die Umstellung tatsächlich
660 Millionen Euro kostet, ist letztlich zweitrangig. Denn sicher
ist: An der Inklusion führt kein Weg vorbei. Deutschland hat sich mit
der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2009 zu
ihrer Einführung verpflichtet – wie bislang 109 weitere Staaten.

Allerdings liegt Deutschland im europäischen Vergleich weit
zurück: Während hierzulande nur 22,3 Prozent der Förderschüler eine
Regelschule besuchen, sind es in Finnland, Spanien oder Luxemburg
weit über 80 Prozent.

Es gibt keinen Grund, warum das nicht auch in Deutschland gelingen
sollte. Am Geld sollte es jedenfalls nicht scheitern – das dürfte
sich ohnehin spätestens rächen, wenn aufwendig nachgebessert werden
muss.

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