Was unterm Strich zählt
25 Prozent: Wer an Josef Ackermann denkt, dem kommt unwillkürlich
diese Zahl ins Gedächtnis. Das legendäre Renditeziel des
Deutsche-Bank-Chefs wurde zum Sinnbild für Gier sowie eine Mit-, wenn
nicht Hauptschuld an der Finanz- und Schuldenkrise der vergangenen
Jahre.
Dass sich die Quote auf das Eigenkapital bezog und nicht auf den
Umsatz, dass einzelne Unternehmen dreistellige Eigenkapitalrenditen
erzielen, dass der Wert nicht nur von den Erträgen abhängt, sondern
in der Regel proportional zum Schuldenstand steigt – all das sind
Details, die viele offenbar nur stören. Der Schweizer diente
Kritikern als Galionsfigur des Haifisch-Kapitalismus und wird diesen
Ruf in seinen letzten Amtsmonaten auch nicht mehr korrigieren können;
ebenso wenig danach, wenn er als Privatier in Fachkreisen ein
gefragter Denker bleiben wird.
Ganz fair ist das nicht. Ackermann gelang es, sein Haus ohne
direkte staatliche Hilfe durch die Krise zu führen. Das stabilisierte
den Finanzsektor und die Gesamtwirtschaft in einem Maße wie kaum ein
öffentliches Krisenhilfspaket. Das verheerende Signal einer wankenden
Deutschen Bank hätte man sich nicht ausmalen wollen.
Auch seine jetzt vorgelegte, letzte Bilanz ist unter dem Strich in
Ordnung. Zwar fallen die Zahlen schlechter aus als erwartet. Aber
immerhin, der Ausbau des Privatkundengeschäfts, den der Banker
zuletzt vorangetrieben hatte, zahlt sich bereits aus.
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