Neue OZ: Kommentar zu Libyen / Konflikte

Absurder Kontrast

Der Kontrast wirkt fast absurd: Auf der einen Seite steht der
fanatische Diktator, der sich offenbar keinen Deut um sein Volk
schert. Mit Anzeichen von Wahnsinn schreit er herum, sobald er
öffentlich in Erscheinung tritt. Ihm gegenüber die Chef-Diplomaten
dieser Welt, die dann am besten sind, wenn sie nach ihren eigenen
Regeln spielen können: reden, vielleicht ein bisschen drohen, aber
lieber überzeugen. Davon ausgehen, dass gute Argumente noch immer
geholfen haben. Unter ihnen natürlich Guido Westerwelle, der
wiederholt, dass Gaddafi wegmuss, und der damit unangenehm daran
erinnert, dass Deutschland diese Forderung lediglich mit dem
freundlichen Angebot untermauert, später beim Aufbauen zu helfen.
Wenn alles vorbei ist.

Die Vermutung liegt nahe, dass Gaddafi derzeit bestenfalls darüber
lacht, dass seine Feinde seine Zukunft planen. Die Denkweise der
Londoner Konferenz dürfte für ihn unverständlich sein. Aber so
unwahrscheinlich eine mehr oder weniger elegante Exil-Lösung derzeit
erscheint: Auch Husni Mubarak in Ägypten hat lange so getan, als
könnte er jedem Druck standhalten. Die Situation in Libyen ist
ungleich gefährlicher, aber mehr haben die Rebellen und ihre
Verbündeten nicht als dieses bisschen Hoffnung. Immerhin stehen hier
arabische und westliche Länder Seite an Seite. Das allein ist ein
Fortschritt.

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