Neue OZ: Kommentar zu Libyen / Konflikte

Sofort ins Exil

Seinen Untergang vor Augen, sucht Libyens Diktator Gaddafi die
Flucht in eine diplomatische Offensive. Dass ausgerechnet der alte
Verbündete Italien das Angebot für einen Waffenstillstand kategorisch
ablehnt, die Widerstandsgruppen als legitime Regierung anerkennt und
ein Ende der Gaddafi-Herrschaft fordert, zeigt: Der Diktator und sein
Clan sehen nach drei Wochen westlicher Luftschläge und Bodenkämpfe
ihre Macht rapide schwinden, und dieser Niedergang ist unumkehrbar.

Wie lange hält Gaddafi den wachsenden militärischen Druck noch
aus? Möglich, dass sich der Konflikt weitere Wochen hinziehen wird.
Der Krieg hat aber bereits ein Stadium erreicht, das die Option einer
Kompromisslösung unrealistisch erscheinen lässt. Zu viel Blut ist
geflossen, zu oft haben Panzer und Scharfschützen auf Zivilisten
geschossen, und zu klar ist Gaddafi als Lügner entlarvt worden, als
dass er noch irgendeine politische Zukunft in Libyen haben könnte.
Erst vor drei Wochen hat er den selbst verkündeten Waffenstillstand
gebrochen. Gaddafi wollte Krieg. Jetzt gibt es kein Pardon mehr.

Dabei dürften NATO und Opposition die Zeit auf ihrer Seite haben.
Schließlich geht Gaddafis Armee früher oder später der Nachschub aus,
während die Rebellen aufgerüstet werden. Gaddafis letzter Ausweg
lautet Exil, am besten sofort.

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