Super-GAU, Kanzlerinnendämmerung, personelle
Konsequenzen – wer am Tag nach dem Desaster für Schwarz-Gelb in
Baden-Württemberg den ganz großen Kehraus oder wenigstens ein kleines
Stühlerücken im Kabinett erwartet hatte, begreift Angela Merkel immer
noch nicht. Diese Kanzlerin macht nicht den Schröder, wenn es in
ihrer Herzkammer zu flimmern beginnt – die macht einfach weiter. Wenn
sie auch nicht mehr die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke
durchziehen kann, zur Laufzeitverlängerung für die Bundesregierung
reicht es noch. Natürlich kreppt Merkel der einzigartige
Wählerverlust in der einstigen CDU-Hochburg im Südwesten, freilich
weiß sie um die unzähligen schaumgebremsten Parteifreunde, die ob der
Zick-Zack-Politik von Schwarz-Gelb im Bund seit Monaten ihre Fäuste
in den Taschen ballen, gewiss schilt sie sich als kühle Analytikerin
insgeheim, mit Stuttgart 21, bei Herrn zu Guttenberg und in der
Atompolitik zu lange aufs falsche Pferd gesetzt und es dann zu spät,
dafür aber allzu abrupt gewechselt zu haben. Aber die Kanzlerin und
CDU-Chefin hat für derlei Krisenzeiten in eigener Sache vorgebaut:
Etwaige Königinnenmörder in ihrer Partei hat sie höchstselbst längst
entsorgt. Aber sie hat vermutlich nicht damit gerechnet, sich selbst
immer mehr im Wege zu stehen. Wenn es niemanden gibt, der ihr ein
Bein stellt, wird sie das irgendwann auch noch selbst übernehmen
müssen. Geübt hat sie schon mal am Wochenende.
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