Nicht noch ein Krieg
Auch im Fall Libyen rufen diejenigen am lautesten nach
Luftangriffen, die sich sonst besonders friedensbewegt geben. Im
EU-Parlament wie anderswo. Tatsächlich setzt es große Ignoranz
gegenüber der eng begrenzten politischen Wirkungsmöglichkeit von
Militär voraus, in der aktuellen Lage eine Kriegsbeteiligung in
Nordafrika zu empfehlen. Wer das tut, hat offensichtlich nicht
mitbekommen, wie sich die Märchen von chirurgischen Luftschlägen,
humanitären Interventionen und siegreichen Schnell-Feldzügen seit
1991 in nichts aufgelöst haben.
Multinationale Streitkräfte haben zwar in Bosnien das Kriegsende
erzwungen, aber die politischen Probleme sind geblieben. Im Kosovo
hat internationales Eingreifen das Wüten des Milosevic-Regimes gegen
die albanische Bevölkerungsmehrheit beendet; Vertreibung und Massaker
gegen die kosovo-serbische Minderheit folgten danach unter den Augen
der NATO-Schutztruppe KFOR. Somalia, Irak, Afghanistan und Kongo,
nirgendwo brachte die militärische Einmischung Ergebnisse, die dazu
ermutigen könnten, sich jetzt mit Kriegsgebrüll auf Gaddafi und
Genossen zu stürzen und so womöglich auf Jahrzehnte in Libyens
inneren Händeln zu versacken. Das Regime isolieren, seine Geldhähne
zudrehen, Flüchtlingen helfen, darum muss es jetzt gehen. Konsequent
und sehr schnell. Mehr geht nicht.
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