Lieber heute als morgen
Mañana, mañana, diese spanische Redewendung nach dem Motto „Morgen
ist auch noch ein Tag“ beschrieb bisher ziemlich treffend einen
Charakterzug der Iberer, den man wohlwollend mit Gelassenheit,
Sorglosigkeit und Lebenskunst gleichsetzte. Gestern war Schluss mit
lustig: Die jungen Protestwähler des „spanischen Frühlings“ und ihre
Sympathisanten wollen lieber heute als morgen sehen, dass sich
tatsächlich etwas bewegt im Land.
Bei den Regional- und Kommunalwahlen straften die Enttäuschten und
Frustrierten die sozialistische Arbeiterpartei von Ministerpräsident
Zapatero ab. Die Konservativen konnten profitieren. Es ging um mehr
als einen Aufschrei des Protests gegen die rigiden Sparpläne infolge
der Wirtschaftskrise. Die Ohrfeige an der Urne richtet sich gegen das
Establishment, also jene „Mañana“-Vertreter, die Schlendrian,
Trägheit und Vetternwirtschaft zu verantworten haben.
Denn auch dadurch ist das Land, das sich nach der düsteren
Franco-Diktatur vor 35 Jahren so mustergültig entwickelte, zuletzt
immer tiefer abgerutscht. Die junge Generation spürt dies am meisten,
die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei fast 45 Prozent. Was Spanien
jetzt braucht, sind innovative Ideen, Engagement und frisches Denken.
All das also, was die Millionen jungen Akademiker und Unternehmer
mitbringen. Die Regierung muss dieses Potenzial einbinden, bevor die
fünftgrößte Wirtschaftsnation der EU ins Trudeln gerät.
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