Neue OZ: Kommentar zu Wehrbericht

Bitte mehr Anerkennung

Wen wundert–s, dass in Deutschlands Truppe Frust grassiert.
Kasernen schließen, Standorte werden gestrichen oder zusammengelegt,
die Soldaten wissen nicht, wo sie morgen dienen werden. Und bei der
Versetzung mangelt es dann nicht selten an Rücksicht auf die
familiäre Situation. Das frisst Energie und Nerven.

70 Prozent der Soldatinnen und Soldaten sind schon im normalen
Dienst Wochenendpendler. Dazu kommen für viele in oft zu kurzen
Abständen und dazu regelmäßig Auslandseinsätze, die das
Familiengefüge weiter belasten. Traurige Folgen: Die Scheidungsquote
ist ungewöhnlich hoch. Kinder zu haben ist oft unmöglich.

Sicher, auch in anderen Berufsgruppen herrschen harte Bedingungen.
Der Seemann, die Krankenschwester im Schichtdienst, der Bauarbeiter
auf Montage oder der Beschäftigte, der sich von einem befristeten
Vertrag zum nächsten hangelt, sind da nur Beispiele. Was Soldatinnen
und Soldaten aber so hart trifft: Es fehlt an Anerkennung für die
Truppe.

Wenn die Bundeswehrangehörigen in den entlegensten Gebieten der
Erde Dienst schieben oder jetzt in Afghanistan erleben, wie eine
ambitionierte Mission letztlich erfolglos abgewickelt wird, gibt es
oft nur Schulterzucken. Es sei schließlich ihr Job – und der sei gut
bezahlt. Angesichts dieser Nichtachtung der Staatsbürger in Uniform
muss der düstere Bericht des Wehrbeauftragten im Höchstmaß
alarmieren.

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Neue Osnabrücker Zeitung
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