Es ist längst noch nicht ausgemacht, ob
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg die gegenwärtigen
Plagiatsvorwürfe politisch überlebt. Da ist jeder gut beraten,
zunächst abzuwarten, ob die Prüfung seiner Doktorarbeit wirklich
ergibt, dass er große Teile abgeschrieben hat. Vieles spricht
freilich dafür. Sicher ist jedoch, dass seine Glaubwürdigkeit
gegenwärtig massiv leidet. Damit verliert der Baron politisch an
Gewicht. Denn seine Kernkompetenzen bei den Deutschen sind in Gefahr:
Die halten ihn nach einer Forsa-Umfrage für besonders sympathisch (68
Prozent), kompetent (67), gradlinig (67), führungsstark (62),
glaubwürdig (59), nobel (53) und vorbildlich (51). Attribute, die nun
beschädigt werden. Auch ohne konkreten Amtsverlust werden sich die
Gewichte in der Bundesregierung und innerhalb der Union verschieben.
Zu Guttenbergs Ansprüche auf höhere Ämter bis hin zur Kanzlerschaft
sind gestoppt. Kanzlerin Angela Merkel sieht die Sache vermutlich
zwiespältig. Natürlich ist es bitter für sie, dass der Star in ihrem
sonst eher biederen Kabinett schwere Blessuren davonträgt. Aber nach
der Riege der verschwundenen CDU-Ministerpräsidenten von Roland Koch
über Christian Wulff bis Jürgen Rüttgers galt zu Guttenberg als
Kronprinz, der ihr gefährlich werden könnte. Das ist nun vorbei. Für
Merkels Machtbewusstsein eher beruhigend. CSU-Chef Horst Seehofer mag
sogar klammheimliche Freude über des Barons Schwäche empfinden. Er
ist nun auf unabsehbare Zeit seinen schärfsten Konkurrenten um
CSU-Vorsitz und Ministerpräsidentschaft los. Der jüngste Parteitag
der Christsozialen, als zu Guttenberg zugejubelt wurde, ihm selbst
aber nur brav applaudiert, war eine Demütigung für Seehofer. Im Fall
zu Guttenberg geht es um mehr als nur eine Karriere.
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