Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Die Deutsche Bahn blamiert sich Der Flop-Arbeitgeber WOLFGANG MULKE, BERLIN

Wegen fehlender Spezialisten in den Stellwerken
wird eine ganze Region zeitweilig von beträchtlichen Einschränkungen
im Zugverkehr geplagt. Eine Entschuldigung des zuständigen Netzchefs
klingt wie die bei Verspätungen vorgetragene Standardbitte um
„Verständnis“. Davon bringen die Kunden aber zu Recht immer weniger
auf. Insbesondere beim Regionalverkehr haben viele von ihnen den
Eindruck, in ihm fahre gegenüber dem Fernverkehr eine Bahn zweiter
Klasse. Ein großes Versäumnis liegt in der Vergangenheit. Viele Jahre
hat der Konzern,wo es ging, Personalpläne zusammengestrichen. Jetzt
erhält er dafür die Quittung. Eilig eingeleitete
Rekrutierungsversuche sind nicht schnell genug. Hier liegt das zweite
Versagen. Wie können ein paar Urlauber und Kranke zu einer Gefahr für
Teile des Schienennetzes werden? Und ist auch in anderen Regionen
Deutschlands der reibungslose Ablauf des Schienenverkehrs bedroht?
Die Bahn behilft sich mit Sonderschichten und Überstunden für das
überlastete Personal. Top-Arbeitgeber wird man so nicht, eher
Flop-Arbeitgeber. Die Frage nach der Verantwortung für das Desaster
in Mainz stellt sich nahezu automatisch. Bahnchef Rüdiger Grube
sollte sie nicht nur gegenüber dem Verkehrsminister, sondern auch
gegenüber der Öffentlichkeit beantworten. Sonst verspielt das
Unternehmen jenes Vertrauen, das es gerade mühevoll herstellen will.

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