Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Zehn Jahre PISA-Studie / Es bleibt viel zu tun /
ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN

Zuerst die gute Nachricht: Deutschland macht bei
der Schulbildung Fortschritte. Die schlechte lautet so: Die Schritte
nach vorn reichen nicht aus, um in der Weltspitze mitzumischen. Auf
die vorderen Plätze bei der Bildung drängen vor allem die Asiaten. Im
Vergleich zu den Regionen Schanghai, Hongkong und Singapur nehmen
sich die deutschen Erfolge recht bescheiden aus. Der PISA-Schock vor
zehn Jahren, als Deutschland auf allen Feldern unterdurchschnittlich
abgeschnitten hatte, hat die Bildungsdiskussion belebt. Dass heute
etwa die frühkindliche Bildung kein Fremdwort mehr ist und sich
zunehmend die Ganztagsschulen durchsetzen, hängt auch mit PISA
zusammen. Deutschland kann sich von den stärkeren Bildungsnationen
eine Menge abgucken. Der Blick über den Tellerrand ist hilfreich. Und
er zeigt, dass viel zu tun bleibt. Das deutsche Bildungssystem ist im
Vergleich zu dem vieler anderer Staaten unterfinanziert. Um die
Finanzierung auf eine bessere Grundlage zu stellen, bedarf es auch
einer fruchtbaren Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen. Doch
der Föderalismus verbietet bei der Bildung diese Kooperation. Ein
solches Verbot ist kleinkariert. Es sollte möglichst bald fallen.
Schulen in sozialen Brennpunkten sind hierzulande immer noch
besonders schlecht ausgestattet. Dass gerade solche Schulen besonders
gute Ressourcen und viel mehr Personal benötigen, hat sich offenbar
noch nicht herumgesprochen. In den starken Bildungsnationen sind die
Lehrer hochgeachtet. Dort ist aber auch ihre pädagogische Ausbildung
besonders sorgfältig. Um die besten Köpfe für den Lehrerberuf zu
gewinnen, müsste sich nicht nur ihre Bezahlung verbessern. Das
Korsett der Lehrpläne und Vorgaben ist zu eng. Schulen müssen in die
Lage versetzt werden, mehr Freiheit zu wagen.

Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de