CSU-Chef Horst Seehofer versucht die bayerische
Volksseele beim politischen Aschermittwoch gleich zu Beginn mit einem
populistischen Donnerschlag zu begeistern. Einwanderern soll künftig
ein Bekenntnis zur deutsche Werteordnung und zur deutsche Sprache
abverlangt werden. Zu diesem Zweck soll die bayerische
Landesverfassung per Volksabstimmung geändert werden. Diese Projekt
versteht Seehofer als Frontalangriff gegen den türkischen
Ministerpräsidenten Erdogan, der kürzlich türkischen Kindern in
Deutschland empfahl, erst einmal Türkisch zu lernen. Der Horst wehrt
sich also quasi auf Augenhöhe gegen Erdogan. Das kommt in der
Passauer Dreiländerhalle prima an. Die Kunst des sich Aufplusterns
war schon immer die Königsdisziplin beim Aschermittwoch. Apropos
König: Seit der Abdankung des CSU-Kronprinzen Karl-Theodor zu
Guttenberg steht Seehofer gezwungenermaßen wieder ganz allein auf dem
bayerischen Siegertreppchen. Das Aufpumpen ist für ihn nun doppelt
wichtig, schon um keinen Phantomschmerz aufkommen zu lassen. Deshalb
lässt er Angela Merkel wissen, dass er auch künftig nicht vorhabe,
beim Aussteigen vor dem Kanzleramt vor Ehrfurcht auf die Knie zu
fallen. Doch der Saal tobt erst, als Seehofer ein Bekenntnis zu
Guttenberg abgibt. Nicht weit davon entfernt lästert die SPD in
Gestalt von Frank-Walter Steinmeier, dass die Union mit ihrem
Festhalten an Guttenberg „Lug und Trug“ zu bürgerlichen Tugenden
erklären wollte. So liefert der Freiherr den Schwarzen und Roten noch
einmal Stoff zur Aufregung. Doch die CSU dürfte nun bei diesem Thema
ruhiger werden. Die Umfragen zeigen, dass auch die CSU-Wähler den
Rücktritt des Barons mehrheitlich begrüßen. Sollten die Bayern dem
Rest der Republik immer ähnlicher werden? Das wäre für Seehofer keine
gute Nachricht.
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