Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger sieht in
einem Gespräch mit der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen
(Dienstagsausgabe) keinen rationalen Grund für den aktuellen Kursturz
an den Börsen. Die Aktienmärkte hätten zwar „die konjunkturelle
Wende verschlafen und reagierten jetzt umso panischer“, Aber die
„fundamentalen Daten der Volkswirtschaft“ rechtfertigten keinen
solchen Kurzsturz. Bofinger sieht hier „psychologische Faktoren,
insbesondere das Herdenverhalten“ am Werk. Den wesentlichen Grund für
die jetzige Krise sieht Bofinger darin, dass die „Staaten die Folgen
der Immobilien-und Finanzkrise ausbaden mussten“. Sie hätten große
Programme zur Stützung von Banken und zur Ankurbelung der Konjunktur
aufgelegt: „Das ist der wesentlichste Grund für die Schuldenkrise“
sagte der Ökonom. Bofinger ist nicht der Ansicht, dass Angela Merkel
ihren Urlaub sofort abbrechen sollte: „Wir brauchen im Herbst eine
gut erholte Kanzlerin“. Allerdings empfiehlt der Wirtschaftsweise zur
Rettung des Euros europäische Gemeinschaftsanleihen aufzulegen, so
genannte Euro-Bonds. Bisher lehnt Kanzlerin Merkel Euro-Bonds strikt
ab. Das „wäre vor allem ein deutliches Zeichen an die Märkte, dass
die Euroländer zusammenstehen“, meint der Ökonom. Peter Bofinger
empfiehlt den Politikern in der EU, „bald eine Euro-Bonds-Lösung
hinzubekommen“. Er sei zuversichtlich, „dass die Politiker am Ende
diese Kröte schlucken werden. Sie werden nicht zulassen, dass der
Finanzraum auseinander fliegt“, ist der Würzburger
Volkswirtschafts-Professor überzeugt.
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