Ägypten ist noch lange nicht über den Berg, noch
nicht auf gutem Weg in eine demokratische Zukunft. Ob und wie dieser
Weg fortgesetzt werden wird, hängt maßgeblich auch vom Verlauf des
Prozesses gegen den ehemaligen Machthaber Husni Mubarak ab. Deshalb
ist ein rechtsstaatliches Verfahren gegen den Ex-Präsidenten und
Despoten enorm wichtig. Ein Schnellverfahren, dass nur die
verständlichen Rachegefühle der Opfer befriedigt, der Gesellschaft
aber nicht die Richtung in eine rechtsstaatliche Zukunft weist, wäre
fatal. Schon jetzt wird von interessierter Seite Unruhe geschürt, die
Bilder von Profiteuren des alten Regimes, die nun als Provokateure
vor dem Gerichtssaal über ihre Gegner herfallen, machen Sorgen. Den
Ägyptern ist zu raten, den Prozess gegen Mubarak für ein faires
Verfahren zu nutzen und nicht nur die Ereignisse rund um die
Revolution vom Januar/Februar zu betrachten. Das gesamte Unrecht der
vergangenen Jahre muss auf den Tisch. Problematisch dabei ist die
Rolle des Militärrates. Die zweite und dritte Reihe der Vergangenheit
hat in Kairos Gegenwart immer noch das Sagen. Nur wenn sich das
Gericht vom Einfluss der Militärclique frei machen kann, besteht
Hoffnung für das Land. Denn das Interesse der Ägypter an dem Prozess
ist riesig.
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