Es gehört zum Wesen einer Koalition, dass man auch
politische Projekte seiner Partner stützt, die mit der eigenen Agenda
nur schwer zu vereinen sind. Im Idealfall gelingt es den
Koalitionären, die umstrittenen Projekte durch geschickte
Verhandlungen zumindest etwas moderater zu gestalten. Beim
Betreuungsgeld ist das anders. Der als Herdprämie verschriene
Zuschuss für Eltern, die ihre Kinder lieber zu Hause behalten anstatt
sie in eine Kita zu schicken, ist schon im Ansatz so verfehlt, dass
jegliche Versuche, ihn etwas realitätsnäher zu gestalten, zum
Scheitern verurteilt sind. Etwa der Vorschlag, auch Mütter, die ihre
Kinder halbtags in die Kita bringen, mit einem Zuschuss zu bedenken.
Oder die jetzt aufkommende Diskussion um Bildungsgutscheine, die man
den Kindern statt des Geldes zukommen lassen möchte. Vorschlag Nummer
eins geht an der westdeutschen Realität vollkommen vorbei. Dort
werden viele Mütter im nächsten Jahr unfreiwillig das Betreuungsgeld
kassieren, weil es einfach keine Einrichtungen gibt, in die man die
Kinder bringen könnte. Auch nicht halbtags. Und wie erfolgreich
Gutscheine sind, zeigt sich gerade beim Bildungspaket für Kinder aus
armen Familien. Nicht einmal 50 Prozent der Kinder können sie in
Anspruch nehmen. Es ist gut, dass die Opposition die Beratungen im
Bundestag zum Betreuungsgeld verhindert hat. Hoffentlich nutzt
Schwarz-Gelb die zusätzlich gewonnene Bedenkzeit in der Sommerpause,
um das auch bei den Wählern unbeliebte Projekt zu begraben.
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