Reden. Ein wichtiges Mittel für Politiker, mit den
Bürgern und Bürgerinnen zu kommunizieren: Parteistandpunkte, Hetze,
Versprechen, Angriffe, leere Hülsen – und zu Anlässen wie der
Einweihung des Denkmals für die ermordeten Sinti und Roma wird es
nachdenklich, grundsätzlich, philosophisch. So auch bei
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Ihre Worte Verpflichtung, Trauer
und Würde des Menschen sind angemessen. Misst man daran aber Taten
und Äußerungen etwa ihres Innenministers Hans-Peter Friedrich (CSU),
fragt man sich: Wie ist es möglich, dass Merkel sich betroffen ans
Mahnmal stellt, während Friedrich den Rudolf Seiters macht und von
Asylmissbrauch, Visumpflicht für Serbien und Mazedonien und
beschleunigten Asylverfahren faselt? Diejenigen, um die es dabei
geht, sind hauptsächlich Roma. 1992 wurde beschlossen, ein Denkmal zu
schaffen. Im gleichen Jahr konnte ein rassistischer Mob in
Rostock-Lichtenhagen ungehindert die zentrale
Asylbewerberaufnahmestelle im Sonnenblumenhaus angreifen – angeheizt
von der politischen Hetze gegen Asylmissbrauch. Der Hass richtete
sich auch gegen Roma, die vor dem Haus campieren mussten. 20 Jahre
später steht nun zwar ein Mahnmal. Dass tatsächlich Lehren aus der
NS-Zeit gezogen wurden, war damals nicht ersichtlich – und ist es
heute immer noch nicht. So sind die nachdenklichen Worte Merkels an
diesem Tag doch nur wieder leere Hülsen – wenn jetzt nicht Taten
folgen, die den Worten angemessen sind.
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