So sieht also eine ewig Getriebene aus. Fast könnte
sie einem sogar leidtun. Erst zwingt die CSU Kristina Schröder dieses
lästige Betreuungsgeld auf, um sich kurz vor den Landtagswahlen bei
der bayerischen Wählerklientel zu profilieren, und nun soll sie
innerhalb eines knappen Jahres 160 000 fehlende Kitaplätze aus dem
Jackettärmelchen schütteln. So sieht eine Familienministerin aus, die
viel zu lange den Kopf in den Sand steckte. Jetzt muss sie die
unbeliebte Herdprämie und den Kitaausbau als Liebesheirat verkaufen,
dabei brechen ihr von allen Seiten die Dämme weg. Die Diskussionen um
eine Verfassungsklage und eine eventuelle Zustimmungspflicht des
Bundesrates zum Betreuungsgeld sind noch nicht vom Tisch, und auf
einmal werden die Stimmen der gehetzten Landesfürsten, die eine
Rücknahme des Rechtsanspruches fordern, immer lauter. Den Schwarzen
Peter reicht sie galant an die ohnehin schon hoch verschuldeten
Kommunen weiter. Mit einem »zinsgünstigen« Darlehen sollen sie die
ehrgeizige 160 000-Marke – die mittlerweile wöchentlich nach oben
korrigiert wird- ins Ziel retten. Auch der hässliche Zwilling des
Gehetzten, der blinde Aktionismus, muss nun richten, was kaum mehr zu
schaffen ist. So werden zur Not Bauvorschriften für Kitas gelockert
und »Quereinsteiger« rekrutiert, um über den eklatanten
Fachkräftemangel wegzutäuschen. Beruhigend ist nur, dass noch 14
Monate bleiben, um einen Anwalt für die Klage auf einen Kitaplatz zu
finden. Die ungewollten 100 Euro Betreuungsgeld wären da gut
angelegt.
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