neues deutschland: Kommentar: Keine Wette auf Laborfleisch

Da brat mir doch jemand ein Tofutier! Der
Fleischatlas 2018 ruft uns wieder einmal in Erinnerung, dass es mit
unserem Hunger auf tierische Proteine nicht so weitergehen kann.
Jahrzehntelange Appelle von Klima- und Umweltschützern für eine
Rückkehr zum Sonntagsbraten fruchten nicht, wie sie müssten, was der
faktisch kaum veränderte Pro-Kopf-Verzehr zeigt. Im Gegenteil:
Nachdem in den letzten Jahren die pflanzliche Ernährung zwar größere
Akzeptanz erfuhr, macht sich ebenso eine Gegenbewegung breit, die
Fleisch für den einzig wahren Genussorgasmus hält. Ein Blick ins
Supermarktprospekt reicht, um zu beweisen, dass abgepacktes totes
Tier Ramschware und somit die Norm bleibt. Beim Gedanken, dass wir
uns dieses blutige Fressfest nur leisten können, weil ihm weltweit
noch nicht die Mehrheit der Menschheit frönt, sollte uns das nächste
Schnitzel im Hals steckenbleiben. Dass dieses irgendwann als
bezahlbare Alternative aus dem Labor kommt, ist möglich, doch für
eine Wette auf die Zukunft hat weder das Weltklima noch die Kuh auf
dem Weg zum Schlachthof Zeit. Niemand weiß mit Gewissheit, ob sich
In-vitro-Fleisch durchsetzt und es hinsichtlich der Vorteile für
Umwelt und Tierwohl hält, was die Forschung verspricht. Deshalb ist
es Zeit für drastische Mittel: Mehrwertsteuer für tierische Produkte
auf 19 Prozent rauf, die für pflanzliche Lebensmittel auf null
senken. Es gibt kein Recht auf Fleisch, erst recht nicht in diesen
Mengen.

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