Neues Deutschland: LINKE-Führungskrise: Nur die Besten

Gesine Lötzsch ist als Parteivorsitzende
zurückgetreten, und ohne Amt sagt man manche Dinge unbefangener als
in den Zwängen des Apparats. Die LINKE sollte, meint Lötzsch und gibt
es der Partei quasi als Vermächtnis mit auf den Weg, bei der
Bestimmung ihrer Vorsitzenden künftig auf die bislang obligatorische
Ost-West-Quote verzichten. Die Mindestquotierung für Frauen sollte
bleiben, aber ansonsten gehe es darum, »wer es am besten kann«. Die
Ost-West-Frage habe sich nach gute 20 Jahren deutscher Einheit
überlebt. Das hört sich plausibel an, zumal für eine Partei, die bei
der Suche nach Führungspersonal in gewissen Nöten steckt. Wie
verzwickt es bei der Erfüllung einer Himmelsrichtungsquote (Bodo
Ramelow) inzwischen zugeht, zeigt das Beispiel Sahra Wagenknecht: Sie
wird (ostdeutsche Herkunft, Wahlkreis in Düsseldorf) je nach Belieben
mal als Ost-, mal als Westquotenfrau gezählt. Das könnte man als
pragmatisch bezeichnen, aber auch als Trick, ein ungeschriebenes
Gesetz zu umgehen. Man wüsste gern, ob Lötzschs Erkenntnis ein Fazit
ihrer Zeit als Vorsitzende ist, ob sie Beispiele dafür sieht, dass
die (im Statut nicht enthaltene) Ost-West-Quote jemanden verhindert
hat, »der es am besten kann«, oder ob es nur ein Kommentar zur
aktuellen Bredouille ist. Bodo Ramelow geht übrigens noch einen
Schritt weiter: Er will ausdrücklich auch den Verzicht auf »eine nach
Strömungslogik aufgestellte Führungsarchitektur« – also auf eine
Konstruktion wie die von Gregor Gysi vor gut zwei Jahren
herbeigeführte.

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