„Drei Große Koalitionen sind zwei zu viel“, ist
Elke Leonhard überzeugt. Gegenüber der in Berlin erscheinenden
Tageszeitung „neues deutschland“ (Dienstagausgabe) bekennt die
Politikerin und Publizistin, die seit 1968 der SPD angehört, nicht
glücklich über die Entscheidung der Parteiführung zu sein, erneut
eine Regierung mit CDU und CSU einzugehen. Die Witwe des 2014
verstorbenen Kommunismus-Experten und Buchautors Wolfgang Leonhard
(„Die Revolution entlässt ihre Kinder“) befürchtet: „Die große
Sozialdemokratische Partei marginalisiert sich bis zur
Unkenntlichkeit.“
Die Autorin von Fernsehdokumentationen und Herausgeberin der
Publikationsreihe „Europäische Zeitzeugen“ war in ihrer Zeit als
Bundestagsabgeordnete kultur- und außenpolitische Sprecherin der
SPD-Fraktion. Von 1999 bis 2006 fungierte sie als Präsidentin der
Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft. Im „nd“-Interview betont
sie: „Will die SPD ihre mausgraue Uniformität über Bord werfen und
ihre an Sklerose grenzenden autoritären Strukturen überwinden, so
muss sie sich öffnen.“ Dazu gehört ihrer Meinung nach, „Beschlüsse
nicht mehr à la Politbüro in Hinterzimmern, sondern auf offener
Bühne“ zu fassen.
Den Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert nennt sie einen „Glücksfall
für die Partei“: „Er hat bewiesen, dass er Menschen bewegen und
mobilisieren kann.“ Andrea Nahles traut sie den SPD-Vorsitz zu: „Den
Top-Job der Vorsitzenden würde sie nicht schlechter machen als viele
ihrer männlichen Vorgänger seit Willy Brandt.“ Den derzeit in der
Partei herrschenden rauen Ton bedauert Elke Leonhard, die deftige
Wortwahl von Andrea Nahles kommentiert sie hingegen mit den Worten:
„Es gehört zu ihrer Authentizität, sich der Sprache der
Kirmesburschen zu bedienen. Nahles mit elaborierter Sprache wäre
befremdend. Dennoch: Sie ist grundehrlich, fest im christlichen
Glauben verankert und steht für die Werte der Sozialdemokratie.“
Letztlich ist Elke Leonhard trotz schlechter Umfrageergebnisse der
SPD überzeugt: „Die deutsche Sozialdemokratie wird sich – wie so oft
in ihrer Geschichte – gründlich erneuern und ein bedeutender
Stabilisator deutscher Identität bleiben.“
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