Sollte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
tatsächlich die Vernunft Oberhand gewinnen lassen und das
Unsinnsprojekt Stuttgart 21 stoppen? Das hoffen die Gegner des
Tiefbahnhofes und aus ihrer Sicht ist das logisch. Seit Jahren
beschäftigen sie sich tiefgehend mit dem Projekt, haben höhere Kosten
ermittelt, als die Bahn zugeben wollte, Alternativen für besseren
Zugverkehr vorgelegt, jeden Montag demonstriert – vergebens.
Plötzlich werden ihre Argumente bestätigt. Da muss die Politik doch
reagieren, denken vernunftbegabte Menschen. Aber in der Politik geht
es nicht immer um Vernunft – sieben Monate vor der Bundestagswahl
erst recht nicht. Wenn Merkel S21 stoppt, würde sie wahrscheinlich
Verkehrsminister Ramsauer opfern, denn der wäre dann nicht mehr
tragbar. Das dürfte der CSU kaum gefallen und würde noch mehr Unruhe
in die ohnehin unter Druck stehende schwarz-gelbe Koalition bringen.
Zudem müsste die CDU in Baden-Württemberg versuchen, den Projektstopp
als Stimme der Vernunft zu verkaufen. Das wird ihr schwer fallen, hat
sie doch jahrelang jedes Argument gegen den neuen Bahnhof arrogant
ignoriert. Vor allem aber hieße ein Stopp von S21: Politiker würden
halbwegs rechtzeitig Konsequenzen aus eigenen Fehlern ziehen und
damit auch dem Volk nachgegeben. Das ist bislang kaum vorstellbar.
Nein, ein Stopp von Stuttgart 21 durch Angela Merkel wäre Wasser auf
die Mühlen der Grünen. Das kann die CDU nicht wollen.
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