Neues Deutschland: zum Bericht des Wehrbeauftragten

Der Wehrbeauftragte hat Lob verdient. Er setzt sich
ein für die Soldaten und deren Familien. Doch seine Möglichkeiten
sind begrenzt. Laut Sanitätsdienst der Bundeswehr meldeten sich
allein im Dezember 56 Afghanistan-Heimkehrer – und 18 aus anderen
Auslandseinsätzen – mit Posttraumatischen Belastungsstörungen zurück.
Im gesamten Jahr 2010 begaben sich 729 Bundeswehr-Kämpfer mit
PTBS-Verdacht in ärztliche Behandlung. Wie hoch die Dunkelziffer ist?
Niemand wagt sie zu schätzen. Doch jetzt gibt es ja »Charly«. Das
ist ein präventives Trainingssystem. Es ist vorerst nur auf
Bedürfnisse von Kampfmittelräumern ausgerichtet. Doch vielleicht kann
man ja damit schon bald auch die anderen militärischen Weltenbummler
psychologisch-prophylaktisch grundversorgt in den Horror eines
Krieges schicken. Um solche Kampfroboter müsste sich dann der
Wehrbeauftragte auch keine Sorgen mehr machen. Grausame Vision! Eine,
die selbst den knallharten »Tatort« vom vergangenen Sonntag zum
Unterhaltungsfilm herabstuft. Wer – wie derzeit auch Vertreter
aller Bundestagsparteien – die skandalösen Vorgänge in der Bundeswehr
kritisiert, sollte dabei nicht ausblenden, wer die Bundeswehr zu
dieser Truppe, also zu einer Armee im Einsatz gemacht hat. Am
kommenden Freitag steht im Parlament die Verlängerung des nun schon
zehn Jahre währenden Afghanistan-Kriegseinsatzes an.

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