In der Energiewirtschaft stehen die Zeichen auf
mittelschwerem Sturm: Bei E.on beginnt am Montag ein unbefristeter
Streik, tags darauf könnten sich die Gewerkschaften ver.di und IG BCE
entscheiden, auch beim Konkurrenten RWE die Turbinen still stehen zu
lassen – bis auf Weiteres. Ein veritabler Streik bei Energieriesen:
Früher wäre das undenkbar gewesen. Hatte nicht Jahrzehnte lang
»Sozialpartnerschaft« geherrscht in der Branche? Gute Löhne, sichere
Jobs: Mitunter gingen Gewerkschafter gar auf Atomkraftgegner los –
viele Jahrzehnte ist das noch nicht her. Gewiss, was als
»Partnerschaft« von Profiteinstreichern und Profitproduzenten
angepriesen wurde, wurde von links zu recht als asymmetrischer
Klassenkompromiss kritisiert – ein Kompromiss mit Schieflage zu
Ungunsten der Beschäftigten. Gleichwohl wären Massenentlassungen,
Lohndumping und die moderne Sklaverei namens Leiharbeit in jenen
Jahren undenkbar gewesen. Der Kompromiss, er wurde längst von oben
aufgekündigt. Mit Schmackes. Nun wird er auch von unten zaghaft in
Frage gestellt. E.on, hervorgegangen aus zwei Staatskonzernen, war
Deutschlands Atomstromer Nr. 1 – und leidet nun besonders unter den
(je nach Gusto) Folgen des Atomausstiegs oder den Konsequenzen einer
über Jahrzehnte hin verfehlten Geschäftspolitik. Dafür wollen die
Arbeiter nicht alleine bluten. Und das ist richtig so. Das Streiktabu
existiert nicht mehr. Immerhin!
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