WAZ: Taxifahrer mit Diplom. Kommentar von Tobias Blasius

Der Ingenieur aus Indien soll in Deutschland nicht
länger Taxi fahren, sondern den Fachkräftemangel lindern. So platt,
so gut. Zahlreiche Gesetzesinitiativen auf Bundes- und Landesebene
zur besseren Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen wollen
mittlerweile die bürokratische Blockade insbesondere von gut
qualifizierten Nicht-EU-Bürgern auf dem deutschen Arbeitsmarkt
beenden. Politik, Wirtschaft und zunehmend auch die Öffentlichkeit
stimmen darin überein, dass sich eine Industrienation mit
schrumpfender Bevölkerungszahl nicht länger bei der Stellenbesetzung
eine Verriegelung gegenüber ausländischen Zeugnissen und Zertifikaten
leisten kann. Deshalb zielt das von der Landesregierung angekündigte
„Anerkennungsgesetz“ grundsätzlich in die richtige Richtung. Es
bleibt allerdings abzuwarten, wie viele gut qualifizierte Einwanderer
sich wirklich erfolgreich durch das Dickicht aus Bundes-, Landes-,
Kommunal- und Kammerzuständigkeiten schlagen. Zudem dürfte es nicht
leicht werden, faire Bewertungsmaßstäbe für vergleichbare Abschlüsse
und Qualifikationen zu finden, ohne deutsche Standards zu schleifen.
Eine erste Bewährungsprobe könnte das neue Landesgesetz bereits
erfahren, wenn demnächst ausreichend Erzieher gefunden werden müssen,
um im August 2013 den Rechtsanspruch auf Kinder-Betreuung einzulösen.

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