Unionsfraktion denkt über kontrollierte
Cannabis-Abgabe an Erwachsene nach
Gesundheitspolitische Sprecherin Maag: „Verschiedene Projekte
angesehen“ – Drogenbeauftragte Ludwig: „Schwarz-Weiß-Debatten
beenden“ – Jugendärzte: Jugend vor Alkohol schützen
Osnabrück. In die Debatte über die Legalisierung von Cannabis
kommt Bewegung. SPD, Grüne, FDP und Linkspartei befürworten die
kontrollierte Freigabe für Erwachsene. Auf die Frage, ob auch die
Union inzwischen darüber nachdenke, sagte
Unions-Gesundheitspolitikerin Karin Maag (CDU) der „Neuen Osnabrücker
Zeitung“ (NOZ): „Selbstverständlich denken wir darüber nach, und zwar
schon seit Jahren. Natürlich wird man nicht vom einmaligen Gebrauch
süchtig“, ergänzte die gesundheitspolitische Sprecherin der
Unions-Bundestagsfraktion. „Genau deshalb haben wir uns auch
verschiedene Projekte einer kontrollierten Abgabe angesehen.“
Bislang galten CDU und CSU als kategorische Gegner der
Legalisierung von Cannabis. Die Fraktionen von SPD, Grünen, FDP und
Linkspartei sind hingegen offen für eine kontrollierte Abgabe an
Erwachsene in Apotheken oder lizenzierten Shops, zumindest in
Modellprojekten. Die neue Bundesdrogenbeauftragte, Daniela Ludwig
(CSU), hatte im September ein Ende der „Verbotspolitik“ und einen
„Neuanfang“ in der Debatte gefordert.
Ludwig bekräftigte nun in der NOZ: „Die Diskussion beim Thema
Cannabis steuert immer wieder in die Richtung –Freigabe oder nicht?–.
Wir müssen aufhören mit ideologisch aufgeladenen
Schwarz-oder-Weiß-Debatten, denn so kommen wir schlichtweg nicht
weiter.“ Zentral sei für sie die Frage: „Was schützt am Ende des
Tages die Gesundheit der Menschen, insbesondere von Jugendlichen, am
besten, und welcher Weg ist für die Situation hierzulande der
sinnvollste?“
Unions-Gesundheitspolitikerin Maag machte deutlich, dass sie die
Voraussetzungen für eine Legalisierung des Kiffens noch nicht gegeben
sieht. „Allerdings ist bisher der Jugendschutz nirgendwo überzeugend
geregelt. Und gerade für diese Gruppe – für die jungen Menschen – ist
auch der gelegentliche Konsum gesundheitsschädigend. Das haben viele
Anhörungen ergeben.“
Matthias Brockstedt, Sucht-Beauftragter beim Berufsverband der
Ärzte für Kinder- und Jugendmedizin (BVKJ), warf den Parteien vor,
bei der Suchtprävention auf einem Auge blind zu sein. Ein neues
Jugendschutzgesetz sei „dringend notwendig“, sagt er der NOZ. Dabei
müsse „die zu lockere Abgabe von Alkohol an unter 18-Jährige“
eingeschränkt werden. „Denn mit jedem Jahr, mit dem ein Jugendlicher
früher an Alkoholkonsum herangeführt wird, erhöht sich das Risiko
einer späteren Suchtkarriere.“
Bei den Parteien, die Cannabis legalisieren wollten, „fehlen
leider hier dann die konkreten Ausformulierungen und auch die
dazugehörigen Verordnungen, um einen solcherart gestalteten
Jugendschutz umzusetzen“, beklagte der Experte. Er forderte die
Parteien eindringlich auf, „ebendiese konkreten Formulierungen zum
Jugendschutz inklusive Alkohol mitzuliefern“.
Nach Angaben Brockstedts haben „etwa neun Prozent aller 12- bis
17-Jährigen in Deutschland im zurückliegenden Monat Cannabis
konsumiert“. „Sorgen machen wir uns vor allem um die 1,5 Prozent
dieser Altersgruppe, die regelmäßig Cannabis konsumieren“, sagte er.
Denn Jugendliche könnten durch häufiges Kiffen „bleibende
Hirnschäden“ davontragen.
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