Es ist schon ein wenig tragisch: Da sondieren die
Grünen mit Union und FDP fast bis zur Selbstaufgabe, damit das erste
„Jamaika“-Bündnis der Bundesrepublik zustande kommen kann – und dann
macht ihnen FDP-Lindner alles kaputt. Damit konnten auch sie nicht
rechnen. Doch es war erstaunlich, wie gefasst die Parteibasis den
Dämpfer verkraftete; Vorwürfe gegen die Verhandlungsführer blieben
aus. Genauso unaufgeregt wechseln die Grünen nun ihr Führungspersonal
aus. Die Zeiten, in denen sich „Fundis“ und „Realos“ knüppelhart
beharkten und die Spitze nach Flügel-Proporz auswählten, scheinen
vorbei. Die Grünen geben sich verantwortungsvoll und staatstragend,
da könnte sich manch andere Partei etwas von abschauen. Dass nun auch
Simone Peter (nach Cem Özdemir) den Platz frei macht für Robert
Habeck aus dem Norden und die Annalena Baerbock aus Brandenburg,
stellt einen grundlegenden Wandel dar: Beide Neuen darf man zu den
Realpolitikern zählen; zugleich scheint diese Bezeichnung nicht mehr
zeitgemäß. Denn die Grünen lassen sich nicht mehr in Schubladen
stecken; die Zeit der Klischees wollen sie hinter sich lassen.
Dennoch: Sie stellen nun nur die kleinste Oppositionsfraktion im
Bundestag. Hier werden sie nun ihre neue Rolle finden müssen, zur
eigenen Marke neben den anderen Fraktionen wachsen. Dass sie sich
gestern als konstruktiv bei einer Minderheitsregierung meldeten, ist
aller Ehren wert. Die Frage ist, ob dies die Wähler im Falle iner
Neuwahl auch belohnen würden.
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