NRZ: Lernen von Frau Wagenknecht – von MANFRED LACHNIET

Wenn Sahra Wagenknecht in einer Talkshow redet, dann
nicken überraschend viele Menschen vor dem Fernseher. Denn die
49-Jährige spricht meist von den Ungerechtigkeiten in unserem Land,
die jeder schon mal erlebt hat. Und Lösungen bringt sie auch. Meist
geht es darum, dass die Reichen den weniger Begüterten mehr abgeben
sollen. Das ist nicht gerade neu. Aber solche Sätze hat man früher
von der SPD erwartet und gehört. Darum wundert es, dass die Bewegung
„Aufstehen“ gestern prompt Kritik von politisch Links erntete.
Natürlich ist Wagenknecht für die meisten Sozialdemokraten ein rotes
Tuch, seit ihre Ehemann Oskar Lafontaine mit der PDS/WASG und später
den Linken die Partei spaltete. So ein Stachel sitzt tief. Und von
einer rot-rot-grünen Mehrheit ist derzeit nicht einmal zu träumen.
Dennoch sollten SPD-Vordere und auch Grüne ruhig mal zuhören, was
„Aufstehen“ zu sagen hat. Im Ton ist es wohltuend, dass hier mal
nicht von ganz Rechts kritisiert wird, sondern von linker Seite. Das
ist bemerkenswert in einer Zeit, da sich die politischen Lager
auffächern: Es gärt nicht nur zwischen CSU und CDU, sondern in allen
Parteien. Sie sortieren sich gerade neu. Das muss die SPD
interessieren, bei der weiter unklar ist, welches Ziel sie verfolgt.
Ein bisschen mehr Rentensicherheit, ein wenig Hartz-4-Korrektur, Ja
und Nein zu Erdogan – das alles reicht nicht zu einem klaren Profil.
Hier kann die SPD von Wagenknecht noch eine Menge lernen.

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