Volker Kauder wollte in der anstehenden Sommerpause
noch mal für ein bisschen Wirbel sorgen. Eine andere Erklärung gibt
es nicht, wenn er ankündigt, das Elterngeld auf den Prüfstand stellen
zu wollen. Zumindest die Aufmerksamkeit hat er auf sich gezogen. Aber
auch Kopfschütteln. Denn es war ausgerechnet diese Koalition aus
Union und Liberalen, die jüngst das absurde Betreuungsgeld auf den
Weg gebracht hat. Apropos: Für diese neue Leistung braucht der Staat
Geld. Woher nehmen? Vielleicht beim Elterngeld abzwacken? Das hat ja
eh nicht zu mehr Geburten geführt, sagt Herr Kauder. Was für ein
Argument! Niemand weiß, wie die Geburtenrate aussehen würde, wenn es
das Elterngeld nicht geben würde. Vielleicht wären dann in den
vergangenen fünf Jahren noch weniger Kinder zur Welt gekommen. Von
Geld allein werden Frauen nicht schwanger. Herr Kauder könnte sich
auch auf andere Zahlen stützen. Zum Beispiel auf diese: Beinahe jede
Mutter und jeder vierte Vater nehmen das Elterngeld in Anspruch.
Genau diese Erkenntnis ist es, die wichtig ist. Noch vor einigen
Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass Männer ein paar Monate der
Firma fernbleiben, um sich um die Kindererziehung zu kümmern. Auch
wenn es noch mehr Männer sein könnten, die sich für eine Auszeit
zugunsten der Familie entscheiden, so hat das Elterngeld doch einiges
gebracht. Es wird dem Bild einer modernen Familie gerecht. Und: Es
stärkt den Familienzusammenhalt. Zudem ist es dafür gedacht, die
Gründung einer Familie und den Wiedereinstieg in den Beruf zu
erleichtern. Das Elterngeld ist sicherlich nicht perfekt und die
Lösung für alle. So profitieren zum Beispiel Menschen mit wenig Geld
kaum davon. Aber insgesamt ist es ein Teil im Puzzle, das sich zu
einem kinder- und familienfreundlichen Gesamtbild fügen soll. Dazu
gehören ebenso der Ausbau der Kinderbetreuung, mehr Investitionen in
Bildung und vor allem Ideen für flexible Arbeitszeitmodelle.
Vielleicht hat Herr Kauder ja welche.
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