OV: MEINE MEINUNG: Bürger und Obrigkeit

Von Dirk Dasenbrock

Diesmal ist alles anders. Damals, 1987, bei der
letzten Volkszählung in der BRD, gab es fast einen Aufstand gegen die
Erhebung. Drei Jahre nach dem Datum von George Orwells Horroszenario
„1984“ ging die Angst vor dem „gläsernen Bürger“ um. Das erscheint
uns heute geradezu putzig.

Heute geben Millionen Deutsche bei Payback-Karten oder anderen
elektronischen Kontakten mehr private Daten freiwillig her, als beim
Zensus überhaupt abgefragt werden.

Dabei ist der grundsätzliche Bürgerreflex gegen Ausfragung und
Datenabgabe durchaus positiv. Gerade die Deutschen neigten lange,
viel zu lange zu einer überaus fatalen Obrigkeitshörigkeit.

Im Übrigen macht es Sinn, wenn man schon mal dabei ist, auch nach
der Religionszugehörigkeit zu fragen. Auf freiwilliger Basis, aber
immerhin. Vor dem Hintergrund der Integrations- und Migrationsdebatte
in Folge des Sarrazin-Bestsellers kann die Politik jede neue
Erkenntnis auf der Basis valider Daten für eine bessere und gewiss
realistischere Gestaltung der Integrationspolitik dringend
gebrauchen.

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Oldenburgische Volkszeitung
Uwe Haring
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