Rheinische Post: Blut, Schweiß und Tränen in Spanien Kommentar Von Matthias Beermann

Die Spanier haben eine neue Regierung gewählt,
von der sie nur eines zu erwarten haben: Blut, Schweiß und Tränen.
Das Land steckt in der schwersten Wirtschaftskrise seiner jüngeren
Geschichte, die Arbeitslosigkeit hat dramatische Ausmaße angenommen.
Das massive Votum für die Konservativen des künftigen
Ministerpräsidenten Mariano Rajoy spiegelt daher keine politische
Aufbruchstimmung, es ist schon eher ein Akt der Verzweiflung. Rajoy
hat keinen Hehl daraus gemacht, dass er den Sparkurs noch verschärfen
wird. Trotzdem haben die Spanier für ihn gestimmt – in der Hoffnung,
er möge es besser machen als sein sozialistischer Vorgänger José Luis
Rodriguez Zapatero. Der hatte sich als Schönwetter-Premier erwiesen,
überfordert durch die Krise, die er lange einfach leugnete. Spanien
ist damit nach Irland, Portugal, Griechenland und Italien schon das
fünfte EU-Land, in dem die Schuldenkrise einen Machtwechsel
provoziert. Die politische Farbenlehre spielt dabei freilich kaum
eine Rolle. Ob links oder rechts – beim Finanzieren auf Pump war man
sich in Spanien schließlich jahrelang einig. Auch der drohende
Staatsbankrott lässt sich jetzt nur gemeinsam abwenden. Rajoy kann
wohl mit absoluter Mehrheit regieren; trotzdem braucht er die
moralische Unterstützung der Sozialisten für das, was er den Spaniern
zumuten muss.

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