Ein Kommentar von Eva Quadbeck:
Ohne die Schulstudie Pisa läge Deutschland vermutlich immer noch
im bildungspolitischen Dornröschen-Schlaf. Pisa hat vor zehn Jahren
erstmals dafür gesorgt, dass das Schulsystem auf seine
Leistungsfähigkeit getestet wurde. Die Wirkung war so ähnlich, als
wenn man fünf Jahre Mathematik unterrichtet, nur auf die
Schönschreibung der Ziffern achtet und dann überraschend die erste
Klassenarbeit schreibt. Ihre Blauäugigkeit hat die Bildungspolitik
abgelegt, und das Bildungssystem hat in zehn Jahren einen sichtbaren,
aber noch zu kleinen Fortschritt erzielt. Bei der Lesekompetenz
liegen die 15-Jährigen aus Deutschland immer noch mehr als ein
Schuljahr hinter ihren Altersgenossen aus den mit Deutschland
vergleichbaren Pisa-Sieger-Ländern Finnland und Kanada. Das ist nicht
akzeptabel. In Deutschland hapert es noch an guter Integration der
Kinder mit ausländischen Wurzeln und an Leistungsdenken. Der
Beschluss der Bildungspolitiker, auf das Ranking der Bundesländer im
Zuge der Pisa-Studie zu verzichten, ist unverzeihlich. Denn er senkt
den Druck, das Schulsystem zu optimieren. Das führt dazu, dass die
Länder die Bildungspolitik wieder als Spielwiese betrachten können,
ohne sich anhand objektiv gemessener Schülerleistungen rechtfertigen
zu müssen. Ein Rückschritt.
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