Ein Kommentar von Reinhold Michels:
Weltweit wächst die katholische Kirche. Auch deshalb strotzt ihre
römische Zentrale vor Selbstbewusstsein, bei gleichzeitigem
Unverständnis für den überwiegend verzagten deutschen Katholizismus.
Teile davon nagen stets aufs Neue an ihren geistigen
Lieblingsknochen, als seien es Hauptspeisen. Das ist nicht nur aus
Sicht der Weltkirche zum Gähnen. Die deutschen Bischöfe, die in
Mannheim einen ehrenwerten Versuch für einen neuen katholischen
Aufbruch gestartet haben, können einem leidtun. Ist doch ihre
Konferenz selbst gespalten in Geistliche, die sich in ihrer Rom-und
Traditions-Treue von niemandem übertreffen lassen möchten, und
solche, die zwar nicht im politischen Sinn, aber nach den Maßstäben
ihrer Kirche als liberal und reformbereit gelten. Bei der kirchlichen
Basis im Land sieht es ähnlich aus: hier geländegängige Progressive,
die die Kirche demokratisieren wollen, dort erzkatholische Bewahrer,
die vor einer schleichenden Protestantisierung warnen. Wer so
zerrissen ist, verbreitet Unsicherheit, gibt Glaubenssuchenden wenig
Richtung, kommt nicht aus der Defensive, bietet Kirchenhassern
Angriffsflächen, erhöht die Frustration der Gutwilligen.
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