Rheinische Post: FDP wird wild

Ein Kommentar von Michael Bröcker:

Schwarz-Grün sei mausetot, wetterten führende CDU-Politiker
zuletzt. Vielleicht sollten sich die Konservativen unter der Führung
von Kanzlerin Merkel lieber überlegen, wie sie ihre Wunschkoalition
Schwarz-Gelb von der Intensivstation holen wollen. Lebensfähig ist
sie kaum. Was sich derzeit in der Koalition abspielt, ist unfassbar.
Dass die Abmachung über eine läppische Steuersenkung von rund zwei
Euro pro Monat pro Steuerzahler – nicht mehr bringt die Anhebung des
Werbungskostenpauschbetrags von 920 Euro auf 1000 Euro für die
Betroffenen – zu einer existenziellen Krise von Schwarz-Gelb führt,
kann den weniger werdenden Unterstützern der bürgerlichen Koalition
im Land nicht erklärt werden. Die geschwächte FDP fühlt sich von
Finanzminister Schäuble hintergangen, von Merkel ignoriert und
reagiert wie ein angeschossenes Federwild, das kurz nach dem Treffer
steil in die Höhe schießt, bevor es zu Boden stürzt. Die radikalen
Liberalen haben sich für den innerkoalitionären Kampf entschieden.
Nach dem „Herbst der Entscheidungen“ droht Merkel ein Frühling der
Eskalation. Die Kanzlerin kann dem nicht weiter zusehen. Sie muss
schnelle und klare Entscheidungen treffen, um die Koalition zu
retten. Notfalls gegen ihre eigenen Leute.

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