Rheinische Post: Griechischer Wein

Das Griechenland-Problem könnte zur
Achillesferse für die Bundeskanzlerin werden: Angela Merkel wird
nicht mehr allzu lange den Eindruck aufrecht halten können, dass die
Rettung des heillos überschuldeten Euro-Mitglieds die deutschen
Steuerzahler nichts kosten wird. Noch versucht die Regierung
verzweifelt, sich mit zweifelhaften Finanz-Kunststücken über die Zeit
zu retten und einen Schuldenerlass für Athen bis zur Bundestagswahl
im September 2013 zu verhindern. Doch selbst wenn ihr das gelänge,
wäre das Eingeständnis, an Griechenland einen hohen zweistelligen
Milliardenbetrag zu verlieren, nach der Wahl dann unvermeidlich. Ohne
den Forderungsverzicht der Euro-Länder gegenüber Athen wird die
Pleite nicht zu verhindern sein. Das Land ist wirtschaftlich so sehr
am Ende, dass die Wiederherstellung der Schuldentragfähigkeit in
weite Ferne gerückt ist. Wann internationale private Investoren
wieder Vertrauen fassen und dem Land freiwillig ihr Geld leihen
werden, ist derzeit völlig offen. Je früher Merkel den Bürgern reinen
Wein einschenkt, desto weniger sinken ihre Chancen 2013.

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