Rheinische Post: Heilsame Euro-Angst

Ein Kommentar von Antje Höning:

Über Monate haben die Krisen in Griechenland, Irland und Portugal
den Euro relativ kalt gelassen. Gestern machte sich erstmals seit der
Pleite der US-Bank Lehman wieder Panik an den Finanzmärkten breit.
Aktien, vor allem von Banken und Versicherungen, brachen den zweiten
Tag infolge ein. Der Euro fiel kräftig. Kein Wunder: Mit Italien ist
ein Land ins Visier der verunsicherten Anleger geraten, dessen Pleite
Euro-Zone und Weltwirtschaft nicht verkraften könnten. Daher ziehen
Europas Spitzenpolitiker nun alle Register, um den Zusammenbruch des
EU-Gründungsstaates zu verhindern. Das kommt spät. Seit über einem
Jahr laborieren die Staaten an der Rettung Griechenlands. Die
Kanzlerin, die eigentlich Europa führen müsste, war in der Euro-Krise
von Anfang an ein Ausfall. Wenn die Politik aber schon Athen nicht
retten kann, trauen die Märkte ihr bei Rom erst recht nichts zu. Das
erklärt die heftige Reaktion – und die bringt nun hoffentlich die
Politik zur Vernunft. Plötzlich ist es kein Tabu mehr, Griechenland
umzuschulden, also einen Teil der Schulden zu erlassen, und
betroffene Banken zu stützen. Das wird viele neue Milliarden kosten.
Aber den Deutschen und anderen starken Ländern bleibt nichts anderes
übrig, als alles für die Rettung des Euro zu tun und ihn künftig mit
strengen europäischen Sparkommissaren zu schützen.

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