Rheinische Post: Kluge Kinder

Kommentar Von Eva Quadbeck

In den meisten Fällen dürfen Kinder nur Objekt
von Wissenschaft und Politik sein, die prüfen, ob die Kinder den von
Erwachsenen ersonnenen Normen entsprechen. Das gibt meistens
schlechte Schlagzeilen, weil eben ein Teil der Kinder durch das
Raster fällt. Umso verdienstvoller ist die Studie von Unicef und
Geolino, die das Objekt der Forschung einfach befragt und dabei
Erfreuliches zutage gefördert haben. Statt auf Hartz-IV-Horror und
Jugendliche, die kaum lesen können, sind die Wissenschaftler auf
sozial eingestellte Kinder mit hohen Wertvorstellungen gestoßen, die
sogar Verständnis für ihre beruflich gestressten Eltern haben. Die
Studie zeigt, dass in den meisten Familien hierzulande die Welt
offenbar in Ordnung ist. Das ist im Jahr, in dem die „spätrömische
Dekadenz“ von Arbeitslosen und die Thesen Thilo Sarrazins die Runde
gemacht haben, eine bemerkenswerte Botschaft. Die Kinder erweisen
sich als Idealisten, die den Wert der Familie weit wichtiger schätzen
als Geld und Besitz. Zugleich zeigen sie sich als Realisten, die
bereit sind, auf die Anwesenheit ihrer Eltern zu verzichten, wenn es
denn dem Zweck des Gelderwerbs dient. Kluge Kinder eben.

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