Rheinische Post: Niebels Fehler

Ein Kommentar von Gregor Mayntz:

FDP-Wirtschaftsminister Möllemann stolperte einst über einen
winzigen Pfandchip, für den er auf Regierungspapier warb, obwohl ihn
ein Verwandter produzierte. Verglichen damit ist der neun
Quadratmeter große Teppich, den Entwicklungsminister Niebel in
Afghanistan erwarb, zwar riesig, inhaltlich aber zunächst von
geringerer Brisanz. Formal kann er sich darauf zurückziehen, dass er
den Teppich von eigenem Geld gekauft hat und solange in der Kabuler
Botschaft lassen wollte, bis er das 30-Kilo-Paket bei einem späteren
Besuch mit in den Flieger nehmen konnte. Das Abholen vom Flughafen im
Dienstwagen wird am Ende als Privatfahrt deklariert und von Niebel
bezahlt werden. So weit, so harmlos. Doch Affären werden groß oder
klein dadurch, wie man damit umgeht. Und das läuft für Niebel nicht
optimal. Zunächst machte er den Fehler, das gute Stück nicht
verzollen zu lassen, obwohl ihm das aufgefallen war. Erst die
drohende Veröffentlichung brachte ihn auf Trab. Und dann behauptete
er auch noch, BND-Chef Schindler habe den Teppich nicht als
Amtshilfe, sondern wegen eines persönlichen Gefallens aus Afghanistan
mit nach Deutschland transportiert. Der BND ging vom Gegenteil aus.
Der nächste Fehler. Mehr dürfen es nicht werden.

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