Rheinische Post: Obama als Retter?

Kommentar von Martin Kessler

Die wichtigsten Verbündeten Japans sind die Amerikaner, die
einstigen Kriegsgegner. Sie fühlen – vielleicht auch als Folge der
Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki – eine besondere
Verantwortung für die Insel. Und sie schicken jetzt endlich als
erstes Land eine Expertengruppe nach Tokio, die den verzweifelten
Kampf der Japaner gegen die atomare Katastrophe unterstützen soll.
Trotzdem stellt sich ernsthaft die Frage, ob die USA genug tun. Warum
sind nicht schon längst ihre Experten im Einsatz, die sich wie kaum
andere mit atomaren Gefahren auskennen? Weshalb streiten sich die
Amerikaner mit den Japanern über das Ausmaß einer Sicherheitszone
rund um das schwer beschädigte Kernkraftwerk, wenn jede Minute zählt,
um die offene Kernschmelze zu verhindern? Die Japaner mögen zu stolz
sein, um die USA offen um Hilfe anzugehen. Aber das hat die technisch
am weitesten entwickelte Nation der Welt auch in der Vergangenheit
kaum gehindert einzugreifen, wenn es ihr nötig erschien. Die
Amerikaner sind traditionell großzügig und mutig, wenn es um schnelle
Hilfe geht. Warum sie jetzt so lange zögern, bleibt ihr Geheimnis.
Oder sind auch sie am Ende gar nicht in der Lage, wirksam zu helfen?

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