Ein Kommentar von Helmut Michelis:
Haben deutsche Soldaten in Afghanistan versehentlich eine Frau
erschossen? Bei solchen Meldungen wird der neue Verteidigungsminister
Thomas de Maizière vermutlich sehr wachsam reagieren. Denn sein
Vorgänger Karl-Theodor zu Guttenberg hatte direkt zu Beginn seiner
Amtszeit mit einem Desinformations-Chaos rund um den Luftangriff auf
zwei in Kundus entführte Tankwagen zu kämpfen. Und noch kurz vor
seinem Rücktritt war er mutmaßlich über den Tod eines Soldaten bei
Pistolen-Spielen bewusst falsch ins Bild gesetzt worden. Andererseits
ist es gut möglich, dass die Frau gar nicht durch einen Querschläger
aus einer deutschen Waffe starb. Es soll in Afghanistan immer wieder
vorkommen, dass sich Zivilisten unter dem Vorwand, sie seien durch
Soldaten verletzt worden, eine Behandlung durch deutsche oder
alliierte Ärzte verschaffen wollen. Selbst wenn die Frau
versehentlich von der Bundeswehr getötet worden ist, wäre sie nicht
das erste zivile Opfer. Speziell bei den gefährlichen
Straßenkontrollen fallen immer wieder Schüsse. Fest steht zurzeit
nur: In Afghanistan ist Krieg, die Zivilbevölkerung beklagt die
meisten Opfer. Doch was auch immer jetzt in Kundus geschah: De
Maizière ist gut beraten, wenn er den Fall schnell aufklärt.
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