Rheinische Post: WM-Überraschung

Ein Kommentar von Martin Beils:

Kaum jemand dringt in den Zirkel der mehr oder weniger ehrenwerten
Herren der Fußball-Weltregierung ein. Kein Außenstehender weiß genau,
wie der Zuschlag für die Ausrichter der Weltmeisterschaften 2018 und
2022 zustande kam. Doch der Eindruck drängt sich auf, dass die
Entscheidung für Russland auch eine gegen die lange favorisierten
Engländer war. Denn Londoner Medien hatten zuletzt die anrüchigen
Machenschaften rund um die Fifa aufgedeckt und angeprangert. Die
nächste in einer langen Reihe von Niederlagen des englischen Fußballs
kann somit auch als ein Sieg der freien Medien auf der Insel gedeutet
werden. Als Fifa-Präsident Sepp Blatter das Emirat Katar als
Ausrichter des Turniers 2022 nannte, entglitten den Altvorderen im
Sitzungssaal die Gesichtszüge. Weltweit herrschte Entsetzen bei den
Traditionalisten. Eine WM in einem heißen Wüstenstaat, wo Fußball
keine Tradition hat und mit Alkohol geächtet ist – für so ein Projekt
muss man erst einmal eine Mehrheit beschaffen. Die Scheichs wissen
offenbar, wie so etwas geht. Und dass zur russischen Delegation der
in Sachen Sport sehr spendable Gazprom-Mogul Roman Abramowitsch
gehörte, lässt erahnen, worum es im innersten Fußball-Zirkel geht.

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