RNZ: Hohe Erwartungen an Gauck

Von Klaus Welzel

Das dürfte wohl die größte Koalition aller Zeiten werden, die am
Sonntag Joachim Gauck zum elften deutschen Bundespräsidenten wählen
wird. Eine Zustimmung von 90 Prozent der Stimmen ist dem „Präsidenten
der Herzen“ sicher. So viel Harmonie war nie. Doch vor der Eintracht
stand die Zwietracht. Stand ein Machtpoker zwischen Sigmar Gabriel
und Angela Merkel, als die Kanzlerin die Personalie Gauck im Sommer
vor zwei Jahren verhinderte und in drei zähen Wahlgängen Christian
Wulff durchdrückte. Aus heutiger Sicht wirkt das Prozedere bitter und
unnötig. Doch wer wäre auf Joachim Gauck aufmerksam geworden, auf
sein Talent, hätte es nicht den vom Grundgesetz eigentlich gar nicht
vorgesehenen Wahlkampf zwischen Wulff und Gauck gegeben? Sicher:
Gauck war schon immer ein guter Redner. Aber die Kür zum
Politikerliebling errang er erst im Schaulauf vor der damaligen
Bundespräsidentenwahl. Davon profitiert Gauck jetzt. Seine Reputation
steht kein bisschen infrage. Und Schwarze, Gelbe, Rote, Grüne sind so
begeistert, dass sie sich regelrecht auf einen unbequemen
Bundespräsidenten freuen. Es wird spannend, ob er diesen hohen
Erwartungen überhaupt gerecht werde, kann.

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