Die Türkei wird aller Voraussicht nach am
heutigen Montag die Nato bitten, Patriot-Flugabwehrraketen an ihrer
Grenze zu Syrien zu stationieren. Da Deutschland über die modernste
Version des Raketensystems verfügt, ist wahrscheinlich, dass
demnächst Bundeswehrsoldaten in unmittelbarer Nähe der syrischen
Bürgerkriegsparteien ihren Dienst verrichten werden. Das ist für die
Soldaten gefährlich und doch unumgänglich. Ein Bündnis definiert sich
durch das gemeinsame Tragen von Risiken, durch die Garantie, sich
gegenseitig zu stützen und zu helfen.
Deutschland hat jahrzehntelang von der Nato profitiert. Im Kalten
Krieg war es vor allem die Nato, die es den West-Deutschen durch ihr
Abschreckungspotenzial ermöglichte, in Frieden und Wohlstand zu
leben. Ohne Nato-Einbindung hätte es keine deutsche Einheit gegeben.
Doch manche Meinungsäußerung vom Wochenende mutet aberwitzig an.
Von einer Diskussion kann noch nicht gesprochen werden. Und es wäre
auch das Beste für die Bundesrepublik, wenn es nicht zu einer dieser
quälenden Debatten kommen würde, die im Ausland als typisch „deutsch“
verstanden werden. An diesen beteiligt sich dann jeder, der das Wort
Verteidigung buchstabieren kann.
Dank diverser Medien könnte schnell der Eindruck entstehen, Berlin
sei in internationalen Fragen ein unsicherer Kantonist, wie beim
Nato-Engagement gegen Libyens Diktator Gaddafi 2011. Diesmal liegt
die Bundesregierung jedoch richtig mit ihrer Einschätzung, dass es
sich jetzt um ein Beistandssignal für die Türkei mit defensivem
Charakter handelt. Vom Eingreifen in den syrischen Bürgerkrieg kann
keine Rede sein. Die Türken wollen ihre Außengrenzen in einer
weltpolitisch gefährlichen Lage sichern.
Diese Grenzen sind Nato-Grenzen und Deutschland ist Nato-Mitglied,
mit allen Vorteilen wie auch den daraus erwachsenen Verpflichtungen.
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