Was sich die Bayern so alles herausnehmen: Eine
teure Landtagswahl organisieren sie eine Woche vor der ebenfalls
kostspieligen Bundestagswahl. Die Forderungen nach einer Autobahnmaut
für ausländische Autos werden vielleicht irgendwann einmal in Berlin
erhört werden. Die guten Wirtschaftsdaten, der hohe Ausbildungsstand
und die gewachsene Weltläufigkeit sind Ausdruck für den erfolgreichen
bayerischen Weg. Die Erfolgsgeschichte wurde begünstigt durch die
Ansiedlung von High-Tech-Firmen unter Franz Josef Strauß, vom Fall
des Eisernen Vorhangs, von der Agenda 2010. Hinzu kommen Innovation
und Fleiß. Aber die Geschichte eines vom Erfolg verwöhnten
Bundeslandes birgt natürlich die Gefahr, dass der Erfolg als
selbstverständlich hingenommen wird und satte Selbstzufriedenheit
einzieht.
Die besondere Herausforderung für Ministerpräsident Seehofer ist
es und wird es bleiben, in Berlin die Balance zu halten zwischen den
bayerischen Interessen und dem bundesrepublikanischen Gemeinwohl. Das
gelingt ihm bisher offenbar zur allseitigen Zufriedenheit. Jedenfalls
ärgert er die Kanzlerin und ihre CDU nie so sehr, dass die ihm die
Türe zuschlügen. Den bayerischen Wählern scheint es in ihrer Mehrheit
zu gefallen, auch wenn Seehofer für Außenstehende etwas
derb-folkloristisches anhaftet.
Die Erfolge Bayerns werden auch als solche der CSU und Horst
Seehofers interpretiert, ganz gleich, wie viel der Ministerpräsident
mit den populistischen Neigungen nun dazu beigetragen hat. Seehofer
hat den Amtsbonus und muss sich für das Geleistete nicht verstecken.
Für den politischen Gegner ist es schwer, dagegen zu halten.
Das Entscheidende bei dieser Landtagswahl wird ohnehin sein, ob
die FDP über die Fünf-Prozent-Hürde kommt. Welche Auswirkungen hätte
eine Niederlage der Gelben für die schwarz-gelbe Koalition? Wenn die
Liberalen in Bayern abgestraft werden, könnte ihnen das natürlich
auch in einer Woche im Bund passieren.
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