Je länger sich die Affäre um den Limburger
Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hinzieht, umso mehr wird sie
nicht nur zu einem Skandal, einem vorübergehenden Ärgernis, sondern
zu einer Gefahr für die Kirche und ihre Glaubwürdigkeit. 15000 Euro
teure Badewannen, Gärten für 0,8 Millionen Euro, verschwendetes
Vermögen oder Erster-Klasse-Flüge sind, für sich genommen, schon vier
der vielen unglaublichen Details und schlimm genug. Ein Bischof aber,
der gegen das Gebot „Du sollst nicht lügen“ mehrmals verstößt und
offensichtlich auch noch Mitarbeiter zum Lügen, wenigstens aber zum
Vertuschen, anstiftet, handelt gegen die Grundlage der Kirche, die
nun einmal vom Glauben lebt. Wie will Tebartz künftig noch
glaubwürdig predigen, wenn er es selbst mit den Grundlagen nicht so
genau nimmt?
Tebartz-van Elst stellt sich mit seinem Gebaren auch offen gegen
den Papst, der Bescheidenheit predigt und lebt. Franziskus sollte es
nicht zulassen, dass einer seiner Mitarbeiter den sozial-karitativen
Kurs nicht nur nicht mitgeht, sondern konterkariert. Denn am
biblischen Beispiel hat der Papst erkannt, dass gerade in der
Zuwendung zu den Armen, den Flüchtlingen und Benachteiligten, der
Charme, die heilende Strahlkraft der Kirche liegen kann.
Und daher ist es gerade heute besonders bitter, wenn das
Fehlverhalten eines Einzelnen die Caritas, den helfenden Arm der
Kirche, schwächt. Denn Spender wenden sich ab. Jetzt, da sich die
Kirche aufmacht und beispielsweise in Weingarten ihre leeren Klöster
für Flüchtlinge öffnet, braucht sie ihre Glaubwürdigkeit und auch die
Unterstützung ihrer Gläubigen stärker denn je. Was sie im Sinne ihres
Auftrags nicht brauchen kann, sind weitere Enthüllungen in Limburg,
eine längere Hängepartie oder gar ein „Weiter so!“
Franziskus selbst wäre beschädigt, wenn er zuließe, dass seine
Glaubwürdigkeit und seine Mission infrage gestellt werden. Daher ist
nun eine schnelle Entscheidung gefragt, die allein beim Papst liegt.
Sie kann nur die Trennung vom Bischof mit sich bringen.
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