In der Theorie ist alles bestens: Organspende
wird von unabhängigen Gremien überwacht. In der Praxis bleibt jedoch
Raum für Lug und Trug. Zum Schaden der ehrlichen Ärzte und Patienten,
die sich auf ein redliches Verfahren verlassen. Wenn Menschen
Todesangst haben, ist ihnen oft kein Preis zu hoch, um zu überleben.
Das ist der Nährboden, auf dem ein Sumpf gedeiht, den sich
Mitteleuropäer bisher kaum vorstellen konnten. Verstoßen wurde vor
allem gegen den Grundsatz, dass hierzulande nur Patienten versorgt
werden, deren Herkunftsländer am Eurotransplant-System teilnehmen.
Das gehört zum Prinzip der Gegenseitigkeit. Klar ist in der Theorie
auch, dass Geld keine Rolle spielen darf. Der Kassenpatient soll die
gleiche Überlebenschance haben wie der Multimillionär. Nun bemerken
Bürger verstört, dass Skrupellose eine Zweiklassenmedizin
eingerichtet haben, die an jeder Mitmenschlichkeit zweifeln lässt.
Mit seinen Bemühungen, Ängste und Bedenken zu entkräften, wird der
Gesundheitsminister nur Erfolg haben, wenn nicht nur Strafrahmen
erhöht und Kontrollen verschärft werden, sondern die Täter zu spüren
bekommen, dass sie sich an Menschenleben versündigt haben. Der
bisherige Umgang mit Verdachtsfällen stärkt diese Hoffnung nicht.
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