Ländlicher Raum ist eben nicht ländlicher Raum.
Was für Mecklenburg-Vorpommern oder Nordhessen zutreffen mag, muss
nicht für Baden-Württemberg gelten. Der Südwesten der Republik hat
sich in Jahrzehnten aus einem Standortnachteil einen Vorteil
erarbeitet. Innovative Unternehmen prägen die Region. Deshalb gibt es
hier Vollbeschäftigung, Zuzug und keine Verödung weiter Landstriche.
Damit das in der Zukunft so bleibt und keine Dörfer mangels
Bewohner aufgegeben werden müssen, besteht Handlungsbedarf für die
Landes- und Bundesregierung. Die Verkehrsinfrastruktur muss
verbessert werden.
Die in Stuttgart häufig hinter verschlossenen Türen vernommene
These, dass es in Oberschwaben „doch auch so gut klappe“ gleicht
einem Offenbarungseid politischer Entscheidungsträger. Die Straßen-
und Schienenverbindungen bedürfen hoher Investitionen. Bewusst wird
an dieser Stelle auf die Nennung konkreter Projekte verzichtet. In
fast jeder Gemeinde sind solche Nadelöhre seit Jahren bekannt, und
dennoch geschieht wenig.
Die Interessen der Menschen vor Ort scheinen zwischen
Landesbürokratie und bundespolitischen Fördertöpfen zerrieben zu
werden. Neben dem Verkehr gibt es hierzulande noch zwei weitere
Politikfelder, die zügig angegangen werden müssen. Zum einen ist das
die flächendeckende Garantie, in kurzer Zeit ärztlich vernünftig
behandelt werden zu können. Die Krankenhausdebatten zeigen, wie
wichtig das Gefühl ist, im Not- wie im allgemeinen Krankheitsfall
einen Arzt in Reichweite zu haben. Doch Zukunft wird vor allem über
Bildung definiert. Der ländliche Raum braucht Schulen, die den
Kindern alle Aufstiegs- und Wahlmöglichkeiten bieten. Wer hier mit
Erfolg eine Schulausbildung durchlaufen hat und im Umfeld Chancen
sieht, sich weiterzuqualifizieren – sei es beruflich, sei es
akademisch – der wird nicht wegziehen, der bleibt. Daran muss sich
die Politik orientieren. Stimmt das Gesamtpaket, dann steht der
ländliche Raum im Südwesten vor einer glänzenden Zukunft.
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