Der Papst hat den Limburger Bischof
suspendiert, also für eine gewisse Zeit seines Amtes enthoben. Oder:
Der Papst hat den Limburger Bischof aus der Schusslinie genommen. Er
schützt ihn und kommt, wenn man so möchte, einer brüderlichen
Fürsorgepflicht nach. Welche Lesart ist die richtige? Wohl eher die
zweite, aber die Frage ist im Moment müßig – im Sinne von
unerheblich. Denn Franziskus hat mit seiner Entscheidung vor allem
signalisiert, dass er sich nicht zu einem Urteil treiben lässt, das
sich als vorschnell erweisen könnte. Er lässt sich weder treiben von
Stimmungen noch von verfolgungseifrigen Medien, Gerüchten oder
Halbwahrheiten.
All dies ist zur Genüge vorhanden, alles hängt miteinander
zusammen, alles brodelt in einem Topf. Wer kann noch mit Gewissheit
sagen, dies ist wahr und jenes unwahr? Die Badewanne für angeblich 15
000 Euro – erst gibt es sie, dann gibt es sie doch nicht. Der
Autismus des Bischofs, den die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
mit Berufung auf den Bruder Tebartz-van Elsts vermeldet hat – eine
üble Falschmeldung, vom Bruder, einem Medizinprofessor, umgehend
dementiert. Die Familie erhält inzwischen Morddrohungen. Franz-Peter
Tebartz-van Elst ist in der Öffentlichkeit zur Unperson geworden, zum
Synonym für eine angeblich autoritäre, prunksüchtige, weltfremde
Kirche. Die echte und geheuchelte Empörung über ihn hat ein
beispielloses Ausmaß angenommen. Geht es eigentlich noch um die
Fehler eines Bischofs, oder soll ein Mensch vernichtet werden?
Die Fehler hat er zweifellos gemacht. Er muss mit einem
Strafbefehl wegen uneidlicher Falschaussage rechnen. In der Leitung
seines Bistums hatte er – vorsichtig formuliert – keine glückliche
Hand. Der Neubau: Die nächsten Wochen werden zeigen, wer wann
Kenntnis hatte von welchen Zahlen. Es könnte Überraschungen geben.
Wie auch immer, es scheint ausgeschlossen, dass Tebartz-van Elst in
sein Bistum zurückkehrt. Aber das Limburger Trauerspiel hat nicht nur
einen Darsteller.
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